TEXT - 4. Quartal 2016

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FLUCHBELADEN
Am 4. Oktober kommt ein viel gerühmtes literarisches Wunderkind nach Biedenkopf. Dann liest Thea Dorn aus Die Unglückseligen, ihrem Roman, in dem sich die lange Tradition des Fauststoffes zeitgemäß spiegelt.



DORFALLTAG IN DEN FÜNFZIGERN
Am 7. Oktober gibt es, auf Einladung des Hinterländer Geschichtsvereins e.V., einen Vortrag im Biedenkopfer Schloss: Tagewerk und Abendmahl - Veränderungen des dörflichen Lebens in den 1950er Jahren. Dabei stehen hessische Trachten im Mittelpunkt des Interesses.



DER BRÖHMANN WIEDER …
Schneller, weiter, toter heißt der neue Krimi um den beliebten mittelhessischen Kommissar. Am 11. Oktober geht es um Familiäres und um Olympia – Autor Dietrich Faber schickt den Bröhmann nach Frankfurt und lässt ihn dort ordentlich aufräumen.



SCHWARZER MANN
Wer in den Siebzigern groß wurde (oder bereits groß war), erinnert sich mit Schaudern an Fritz Honka, dem damals der Prozess gemacht wurde. Autor Heinz Strunk hat einen Roman um den Serienmörder verfasst. Am 24. Oktober liest er daraus vor.



STENOGRAMMATISCHES
In der Reihe Lyrik am Donnerstag widmet sich am 27. Oktober WWW (The Wonderful Wilhelm Wünnenberg) diesmal der vielseitigen Dichterin Mascha Kaléko. Ihre Texte und Lieder zählen zu den Glanzpunkten er Neuen Deutschen Sachlichkeit.



SEX IN 14 ZEILEN
Einen Monat später, am 24. November, nimmt WWW sich den anderen Wihelm vor: Shakespeares Sonette bestehen aus 126 Liebesgedichten an einen Mann und weiteren knapp 30 an die berühmte Dark Lady. Ja, er war durchaus vielseitig, der Shakespeare.




Dienstag, 4. Oktober

19 Uhr - Schloss Biedenkopf
Thea Dorn: DIE UNGLÜCKSSELIGEN

Johanna Mawet ist Molekularbiologin und forscht an Zebrafischen zur Unsterblichkeit von Zellen. Während eines Forschungsaufenthalts in den USA gabelt sie einen merkwürdigen, alterslosen Herrn auf. Je näher sie ihn kennenlernt, desto abstrusere Erfahrungen macht sie mit ihm. Schließlich gibt er sein Geheimnis preis. Er sei der Physiker Johann Wilhelm Ritter, geboren 1776. Starker Tobak für eine Naturwissenschaftlerin von heute. Um seiner vermeintlichen Unsterblichkeit auf die Spur zu kommen, lässt sie seine DNA sequenzieren. Als Johannas Kollegen misstrauisch werden, bleibt dem sonderbaren Paar nur eines: die Flucht, dorthin, wo das Streben nach wissenschaftlicher Erkenntnis und schwarze Romantik sich schon immer gerne ein Stelldichein geben - nach Deutschland.

"Ein Paukenschlag in der deutschen Gegenwartsliteratur."
ARD "Druckfrisch", Denis Scheck (21.02.2016)

In ihrem ersten Roman seit Die deutsche Seele nimmt Thea Dorn uns mit in die Extreme moderner Biomedizin und zieht uns zugleich in die Untiefen einer romantischen Seele. Die Unglückseligen ist ein großes Lese- und Erkenntnisvergnügen, in dem sich die lange Tradition des Fauststoffes zeitgemäß spiegelt.



Thea Dorn, geboren 1970, studierte Philosophie und Theaterwissenschaften in Frankfurt, Wien und Berlin und arbeitete als Dozentin und Dramaturgin. Sie schrieb eine Reihe preisgekrönter Romane und Bestseller (u.a. Die Hirnkönigin), Theaterstücke, Drehbücher und Essays (u.a. Die neue F-Klasse – Wie die Zukunft von Frauen gemacht wird) und zuletzt mit Richard Wagner den Sachbuch-Bestseller Die deutsche Seele. Sie moderierte die Sendung Literatur im Foyer im SWR-Fernsehen und kuratierte unter dem Motto Hinaus ins Ungewisse! das forum:autoren beim Literaturfest München 2012. Der Film Männertreu, zu dem sie das Drehbuch geschrieben hat, wurde 2014 mit dem Deutschen Fernsehpreis als bester Fernsehfilm des Jahres und 2015 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Thea Dorn lebt in Berlin.

8 €, Vorverkauf:
Buchhandlung Stephani, Hainstr. 47, 35216 Biedenkopf
Telefon 06461 2188
oder via Mail
und
Tourist-Info Biedenkopf, Hainstraße 63
Telefon 06461 95010
oder via Mail




Freitag, 7. Oktober

19 Uhr - Hinterlandmuseum Biedenkopf
Be[tracht]ungen: Tagewerk und Abendmahl


Trachten sind ein besonderer Ausdruck von Kultur und Tradition. Gerade in Hessen, dem Land mit der größten Trachtenvielfalt in Deutschland, zeichnen sie sich durch eine besondere Attraktivität aus. Aber diese Vielfalt ist keinesfalls selbstverständlich. Sie muss bewahrt, gepflegt und an nachfolgende Generationen weitergegeben werden.
Trachten werden heute meist bei Veranstaltungen der vielen Trachten- und Brauchtumsgruppen getragen. Ganz wenige lebensältere Frauen tragen 'ihre Trachten' als Alltagskleidung noch tagtäglich.
 

Das war einmal ganz anders. Eindrucksvoll führen dies Fotografien von Wolf Lücking vor Augen, der Mitte der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts im Auftrag der Akademie der Wissenschaften in Berlin die letzten 'lebenden' Trachtengebiete Deutschlands auf Zelluloid bannte. Es entstanden ausdrucksstarke Aufnahmen, die die Momente von Tradition und Neubeginn festhalten. 


Aus tausenden von Fotos wurden diejenigen Aufnahmen ausgewählt, die bemerkenswert darstellen, wie Frauen, Männer und Kinder es damals als Selbstverständlichkeit ansahen, diese Kleidung in ihrem täglichen Leben zu tragen. Auf sehr beeindruckende Weise zeigt sich, wie Dorfansichten, Bilder von Straßen und Hofreiten, von Hochzeiten oder Beerdigungen, von Kirchen und Friedhöfen und viele andere Motive mit den im Fokus stehenden Trachtenträgerinnen und Trachtenträgern korrespondieren. Erstaunlich sind die Kontraste: zeitgenössische Reklame oder der Omnibus, das damalige Fortbewegungsmittel, und die scheinbar aus einer ganz anderen Zeit herrührende Kleidung der zumeist fotografierten Frauen und Mädchen. 

Veranstalter: Hinterländer Geschichtsverein e.V.
Eintritt frei 




Dienstag, 11. Oktober 

19 Uhr - Rathaussaal Biedenkopf
Dietrich Faber: SCHNELLER, WEITER, TOTER


Der Roman: Nach langen, aufreibenden Jahren in der Polizeidirektion Alsfeld hat Kommissar Henning Bröhmann endlich den Dienst quittiert. Herrlich, das neues Leben! So richtig weiß Henning aber noch nicht, wie’s weitergehen soll. Countrymusiker? Aufgussmeister in der Sauna? Hausmann? Tochter Melina dagegen ist inzwischen Polizistin mit Leib und Seele, und zwar in Frankfurt. Dort geht es gerade hoch her, die Olympiabewerbung spaltet die Stadt: zackige Sportfunktionäre auf der einen Seite, militante Gegner auf der anderen. Dann wird der allseits verhasste Chef der Olympia GmbH erschossen. Mit einer Polizeipistole – eingetragen auf den Namen Melina Bröhmann. Melina kommt in Untersuchungshaft, und Henning zu der Einsicht, dass er alles tun wird, um die Unschuld seiner Tochter zu beweisen. Hessens Krimistar verlässt die Provinz: Jetzt räumt Bröhmann in Frankfurt auf. Naja … so fast.



Der Autor: Geboren am 2.12.1969 im mittelhessischen Gießen, aufgewachsen im noch mittelhessischeren Langgöns mit zwei Eltern, zwei Geschwistern, zwei Katzen, zwei Hunden, zwei Monchichis und zwei Ferienhäusern. Zwischen 1991 und 1996 erfolgreiche Studienabbrüche des Lehramts in Marburg, der Theaterwissenschaften in Erlangen und der Germanistik in Gießen. In dieser Zeit Weiterbildung in Schauspiel, Sprechen und Singen. Seit 1996 hauptberuflich Kabarettist und gemeinsam mit Martin Guth als Duo FaberhaftGuth Preisträger zahlreicher wichtiger Kabarettpreise wie u.a. dem Kölner Comedy Cup, dem Stuttgarter Besen und der St. Ingberter Pfanne. 2011 erschien der Debüt-Roman Toter geht’s nicht bei Rowohlt Polaris, der es wochenlang auf die SPIEGEL-Bestsellerliste schaffte. Der aktuelle Band Schneller, weiter, toter ist der vierte Fall für Kommissar Henning Bröhmann. Dietrich Faber ist offizieller Botschafter der Regionen Oberhessen und Mittelhessen sowie Gewinner des Wetterauer Kulturpreises 2015.


8 €, Vorverkauf: Buchhandlung Stephani, Hainstr. 47, 35216 Biedenkopf
Telefon 06461 2188
oder via Mail
und
Tourist-Info Biedenkopf, Hainstraße 63
Telefon 06461 95010
oder via Mail 





Montag, 24. Oktober

19 Uhr - Breidhof, Schulstr. 23, Biedenkopf
Heinz Strunk: DER GOLDENE HANDSCHUH


Dieser phantastisch düstere, grell komische und unendlich traurige Roman (Shortlist zum Preis der Leipziger Buchmesse) ist der erste des Autors, der ohne autobiographische Züge auskommt. Ein Strunkbuch ist es trotzdem ganz und gar. Sein schrecklicher Held heißt Fritz Honka – für in den siebziger Jahren aufgewachsene Deutsche der schwarze Mann ihrer Kindheit, ein Frauenmörder aus der untersten Unterschicht, der 1976 in einem spektakulären Prozess schaurige Berühmtheit erlangte. Honka, ein Würstchen, wie es im Buche steht, geistig und körperlich gezeichnet durch eine grausame Jugend voller Missbrauch und Gewalt, nahm seine Opfer aus der Hamburger Absturzkneipe Zum Goldenen Handschuh mit.

Heinz Strunks Roman ist eine Zumutung – eine exzellente Zumutung (Der Spiegel)



Strunks Roman taucht tief ein in die infernalische Nachtwelt von Kiez, Kneipe, Abbruchquartier, deren Bewohnern das mitleidlose Leben alles Menschliche zu rauben droht. Mit erzählerischem Furor, historischer Genauigkeit und ungeheurem Mitgefühl zeichnet er das Bild einer Welt, in der nicht nur der Täter gerichtsnotorisch war, sondern auch alle seine unglücklichen Opfer. Immer wieder unternimmt der Roman indes Ausflüge in die oberen Etagen der Gesellschaft, zu den Angehörigen einer hanseatischen Reederdynastie mit Sitz in den Elbvororten, wo das Geld wohnt, die Menschlichkeit aber auch nicht unbedingt. Am Ende treffen sich Arm und Reich in der Vierundzwanzigstundenkaschemme am Hamburger Berg, zwischen Alkohol, Sex, Elend und Verbrechen: Menschen allesamt, bis zur letzten Stunde geschlagen mit dem Wunsch nach Glück.



Der Schriftsteller, Musiker und Schauspieler Heinz Strunk wurde 1962 in Hamburg geboren. Sein Buch Fleisch ist mein Gemüse verkaufte sich fast 500.000-mal. Es ist Vorlage eines preisgekrönten Hörspiels, eines Theaterstücks und eines Kinofilms. Auch die darauf folgenden Bücher des Autors wurden zu Bestsellern. 


12 €, Vorverkauf:
Buchhandlung Stephani, Hainstr. 47, 35216 Biedenkopf
Telefon 06461 2188
oder via Mail
und
Tourist-Info Biedenkopf, Hainstraße 63
Telefon 06461 95010
oder via Mail 





Donnerstag, 27. Oktober

19 Uhr - Buchhandlung Stephani, Biedenkopf       
Lyrik am Donnerstag: Mascha Kaléko


1929 veröffentlichte Mascha Kaléko erste Gedichte (in der Zeitung Querschnitt), die im heiter-melancholischen Ton die Lebenswelt der kleinen Leute und die Atmosphäre im Berlin ihrer Zeit widerspiegeln. 1933 publizierte sie das Lyrische Stenogrammheft, über das der Philosoph Martin Heidegger später an sie schrieb: "Ihr Stenogrammheft zeigt, dass Sie alles wissen, was Sterblichen zu wissen gegeben ist." Die reichsweite nationalsozialistische Bücherverbrennung im Mai 1933 betraf das erfolgreiche Werk nicht. Es war im Januar 1933 erschienen und die Nationalsozialisten wussten damals noch nicht, dass Mascha Kaléko Jüdin war. Das kleine Lesebuch für Große erschien 1934.




Charakteristisch für Mascha Kalékos Arbeit ist die Großstadtlyrik mit ironisch-zärtlichem, melancholischem Ton. Als einzige bekannte weibliche Dichterin der Neuen Sachlichkeit wurde sie häufig mit ihren männlichen Kollegen verglichen, so bezeichnete man sie als "weiblichen Ringelnatz" oder nannte sie einen "weiblichen Kästner". Die auch Montagsgedichte genannten Strophen rühren durch ihre schnörkellose und direkte Sprache an. Kalékos Gedichte wurden – als Chansons vertont – von Diseusen wie Hanne Wieder gesungen oder werden von Sängern wie Rainer Bielfeldt noch heute vorgetragen. Oder, wie immer in der von vielen Besuchern sehr lieb gewonnenenen reihe Lyrik am Donnerstag, vom fabelhaften
Wilhelm Wünnenberg.

 

5 €, Vorverkauf:
Buchhandlung Stephani, 06461 2188
Tourist-Info, Rathaus Biedenkopf, 06461 95010
Veranstalter: Freizeit, Erholung und Kultur – Eigenbetrieb der Stadt Biedenkopf





Donnerstag, 24. November

19 Uhr - Buchhandlung Stephani, Biedenkopf       
Lyrik am Donnerstag: Shakespeares Sonette

 

William Shakespeare schrieb 154 Sonette. Es handelt sich um den spätesten Groß-Zyklus von Sonetten in der Nachfolge Francesco Petrarcas, d. h. die Sonette widmen sich, wenn auch nicht ausschließlich, dem Thema Liebe. Inhaltlich wenden sich die Sonette 1 bis 126 offensichtlich an einen jungen Mann, ein völlig neuer Einfall in der Geschichte der lyrischen Tradition seit Petrarca mit einer Sprengkraft, die bis heute wirkt. Modern wirkt auch die Erschaffung einer provozierenden "dark lady", die ab der Sonett-Nummer 127 im Mittelpunkt steht. Es ist wiederholt von schierer Sexualität die Rede, eine Unmöglichkeit in Sonetten vor Shakespeare. Wilhelm Wünnenberg liest eine persönliche Auswahl. 

5 €, Vorverkauf:
Buchhandlung Stephani, 06461 2188
Tourist-Info, Rathaus Biedenkopf, 06461 95010
Veranstalter: Freizeit, Erholung und Kultur – Eigenbetrieb der Stadt Biedenkopf